Kompostieren im Garten, auf dem Balkon & in der Wohnung

Illustration: Vergleich verschiedener Kompostmethoden für Garten, Balkon und Wohnung


Kompostieren im Garten vs. auf dem Balkon / in der Wohnung

Nicht jeder hat einen großen Garten für einen Komposthaufen. Zum Glück gibt es verschiedene Methoden, um an praktisch jedem Ort zu kompostieren – vom traditionellen Haufen im Hinterhof bis zur Wurmkiste in der Stadtwohnung. Hier ein Überblick über gängige Optionen samt ihren Vor- und Nachteilen:

System Volumen Aufwand Reifezeit Geruch Ideal für…
Offener Kompost XXL Mittel 6–12 Monate Niedrig Gartenbesitzer
Thermokomposter L Mittel 3–6 Monate Sehr niedrig Wenig Zeit
Bokashi-Eimer XS Niedrig 2–4 Wochen
(Vorgärsubstrat)
Sehr gering Stadt & Küche
Wurmkiste S Mittel 2-4 Monate (laufend entnehmbar) Kaum Balkon & Wohnung
Gemeinschafts-Kompost XXL Niedrig 4-12 Monate (variabel) Variabel Platzlose Städter


1. Kompostieren im Garten

Die klassische Methode für Gartenbesitzer ist der offene Kompost – also ein Haufen oder eine Miete auf dem Boden, meist im Halbschatten auf Erde angelegt. Alternativ nutzen viele Kompostbehälter: Das sind Boxen oder Silos aus Holzlatten, Metallgitter oder Kunststoff, in denen der Kompost aufbewahrt wird. Es gibt auch geschlossene Thermokomposter (meist grüne Kunststoffboxen mit Deckel), die durch ihre Isolation höhere Temperaturen erreichen und die Rotte beschleunigen können.

  • Offener Kompost (Miete/Haufen):
    Vorteil: Sehr einfache Anlage, keine Kosten – man schichtet Abfälle einfach in einer Ecke des Gartens auf, idealerweise in wechselnden Schichten.

    📋 Was hineindarf (und was nicht), findest du hier: Was darf in den Kompost und was nicht?

    Große Mengen Gartenabfall können so verarbeitet werden. Gute Durchlüftung, Feuchtigkeit kann von oben eindringen. 
    Nachteil: Sieht eventuell unordentlich aus, kann Ungeziefer oder Tiere anlocken (Abdeckung mit Stroh oder Vlies kann helfen). Rotte dauert mitunter länger, und das Material kann austrocknen oder zu nass werden, wenn man nicht abdeckt.

    Offener Komposthaufen im Garten mit wechselnden Schichten aus Grünschnitt und Stroh
  • Kompostierbehälter (Latten- oder Gitterbox):
    Vorteil: Hält den Kompost ordentlich zusammen, verhindert, dass er sich seitlich ausbreitet. Bei Holz oder Gitter gute Luftzufuhr. Leicht aufzubauen oder selbst zu zimmern. Nachteil: Bei engmaschigen Behältern muss man aufpassen, dass genug Luft drankommt (ggf. regelmäßig umsetzen). Ernten des Komposts etwas mühsamer, da man hineinlangen oder den Behälter auseinandernehmen muss.

Kompostierbehälter aus Holzlatten zur besseren Durchlüftung und Kompoststruktur
  • Thermokomposter (geschlossener Schnellkomposter):
    Vorteil: Durch die geschlossenen Wände und oft dunkle Farbe entsteht ein Wärmestau – höhere Temperaturen beschleunigen den Abbau, so kann Kompost in wenigen Monaten reifen. Außerdem sind diese Behälter meist schädlingsresistent(Deckel und Boden verhindern Zugang für Ratten) und Gerüche dringen weniger nach außen. Nachteil: Geringere Belüftung – man muss auf ausreichend Struktur im Material achten und ggf. öfters umschichten. Begrenztes Volumen; große Äste oder viele Blätter passen schlecht hinein.

Geschlossener Thermokomposter im Garten – beschleunigte Kompostierung durch Wärmestau

2. Kompostieren auf dem Balkon und in der Wohnung

Auch ohne Garten müssen Sie auf eigenes Kompostieren nicht verzichten. Zwei bewährte Methoden für drinnen oder den Balkon sind Bokashi und die Wurmkiste:

Ein handelsübliches Bokashi-Eimer-Set für die Küche: rechts der Bokashi-Eimer mit Ablaufhahn, links ein Beutel mit der speziellen Kleie (Effektive Mikroorganismen). Damit lassen sich selbst gekochte Speisereste fermentieren, ohne Geruch und ohne Insektenbefall.

  • Bokashi-Eimer:
    Bokashi ist japanisch und bedeutet „fermentiertes organisches Material“. In einem luftdicht verschlossenen Bokashi-Eimer werden Küchenabfälle fermentiert statt kompostiert. Man streut eine spezielle mit Mikroorganismen geimpfte Kleie (Effektive Mikroorganismen, EM) über die Abfälle. Diese Mischung aus Mikroorganismen fermentiert die Abfälle anaerob (ohne Luft).
    Vorteil: Es lassen sich alle Küchenabfälle verwerten – auch gekochte Essensreste, Fleisch, Zitrus etc. – ohne Ungeziefer oder Geruch, da der Eimer dicht ist. Der Prozess geht relativ schnell (in 2–4 Wochen ist alles fermentiert). Es entsteht flüssiger Bokashi-Saft (der über einen Hahn abgelassen wird), den man stark verdünnt als Dünger nutzen kann.
    Nachteil: Bokashi produziert zunächst keinen fertigen Kompost, sondern „Vorgärsubstrat“. Dieses ist sauer und muss erst in Erde vergraben oder auf den Kompost gegeben werden, wo es dann innerhalb weiterer Wochen zu Humus wird. Man benötigt die Bokashi-Kleie und einen geeigneten Eimer mit Ablauf. Außerdem muss man bereit sein, den fermentierten Inhalt irgendwo zu verbuddeln (Gartenbeet, Gemeinschaftsgarten oder großer Pflanzkübel). Bokashi eignet sich hervorragend für Wohnung oder Balkon und kann eine tolle Ergänzung für Beete und Blumenkästen darstellen.

    Bokashi-Eimer mit Kleie und Ablaufhahn – saubere Küchenkompostierung in der Wohnung


  • Wurmkiste (Wurmkompostierung):
    Dabei handelt es sich um eine Kiste oder ein mehrstöckiges Behältersystem, in dem Kompostwürmer (meist Rote Mistwürmer und Verwandte) die Abfälle zersetzen. Die Würmer fressen Küchenabfälle und produzieren Wurmhumus, einen extrem nährstoffreichen Kompost.
    Vorteil: Eine gut geführte Wurmkiste ist praktisch geruchlos – sie riecht maximal nach Walderde. Sie können Küchenabfälle kontinuierlich einfüttern; die Würmer vermehren sich je nach Nahrungsangebot. Das System ist platzsparend und spannend zu beobachten (besonders für Kinder eine interessante Sache!). Außerdem fällt flüssiger Wurmtee an (überschüssiges Sickerwasser), den man als Flüssigdünger verwenden kann.
    Nachteil: Man sollte darauf achten, dass die Bedingungen für die Würmer stimmen: nicht zu nass, nicht zu sauer, keine extremen Temperaturen. Mit etwas Übung hat man den Dreh raus, aber anfangs kann es zu kleinen Problemen kommen (Gerüche, Trauermücken), wenn das Gleichgewicht nicht stimmt. Fleisch und stark gewürzte Speisereste sollten auch in der Wurmkiste vermieden werden. Außerdem mögen nicht alle Menschen die Vorstellung von tausenden Würmern in der Wohnung – wobei diese natürlich in der Kiste bleiben und keine „Ausbruchsversuche“ machen, solange es ihnen dort gut geht.
Wurmkiste im Einsatz – Küchenabfälle werden von Kompostwürmern zu Humus verarbeitet


Ein Blick in eine Wurmkiste: Die Kompostwürmer fühlen sich im feuchten, dunklen Substrat wohl. Bananenschalen, Kartoffelschalen und andere Küchenabfälle werden hier nach und nach von den Würmern und Mikroorganismen in dunklen, krümeligen Humus verwandelt.

  • Community-Lösungen und städtische Kompostierung: In vielen Städten gibt es gemeinschaftliche Kompostieranlagen oder Kompost-Initiativen. Dort können Stadtbewohner Bioabfälle hinbringen oder einen Anteil an einem Gemeinschaftskompost betreuen. Das ist ebenfalls eine tolle Möglichkeit, wenn man selbst keinen Platz hat – man beteiligt sich an der Kompostierung im Kleinen und profitiert später vom fertigen Kompost. Manchmal bieten Urban-Gardening-Projekte, Gemeinschaftsgärten oder Kleingartenvereine so etwas an.

3. Fazit

Vergleich und Entscheidungshilfe: Wenn Sie viel Gartenabfall haben, ist ein Gartenkompost (offen oder Komposter) ideal. Für reine Küchenabfälle ohne Gartenanschluss eignen sich Bokashi (für alle Abfälle, Verwendung im Anschluss sollte geklärt sein) oder die Wurmkiste (für rein pflanzliche Abfälle, liefert direkt verwendbaren Humus). Geruch und Aufwand halten sich bei allen Systemen in Grenzen, sofern sie richtig betrieben werden.

Überlegen Sie auch, wie viel Kompost Sie am Ende haben möchten und wohin damit: Ein großer Garten kann größere Mengen an Humus bekommen, während man in einer Wohnung begrenzten Bedarf hat (hier lieber klein starten, z. B. mit einer einzigen Wurmkiste).

Es kann sich lohnen, verschiedene Methoden zu kombinieren – z. B. Wurmkiste für den täglichen Biomüll und ein Bokashi-Eimer für gelegentliche gekochte Reste, oder Bokashi-Eimer plus danach Abgabe an eine Gemeinschaftskompoststelle.

👉 Wie man Kompost richtig pflegt, erfährst du hier: Kompostpflege – Tipps und Tricks

4. Häufig gestellte Fragen zu Garten- vs. Balkon-Kompost

Kann ich meinen Bokashi-Eimer auf dem Balkon stehen lassen?

Ja, Bokashi-Eimer funktionieren auch im Freien – solange sie vor starkem Regen und direkter Sonne geschützt stehen. Ein luftdichter Platz unter einem Regal oder in einer wetterfesten Box verhindert Feuchtigkeitseintrag und erhält die Keimruhe der Effektiven Mikroorganismen.

Brauche ich für einen offenen Gartenhaufen eine feste Unterlage?

Ja, legen Sie Ihren Haufen idealerweise direkt auf lockere Erde. So können Regenwürmer und Mikroorganismen ungehindert einwandern und Wasser austauschen. Beton oder Holzunterbau meiden, da sie als Barrieren wirken.

Muss ich meine Wurmkiste vor Frost schützen?

Wurmkisten sollten im Winter isoliert stehen, z. B. an einer geschützten Hauswand oder in einer Garage. Eine Decke oder Styroporplatten um die Kiste sorgen dafür, dass die Temperatur nicht zu stark absinkt und die Würmer aktiv bleiben.

5. Zurück zum Guide:


In unserem großen Leitartikel „Was ist Kompostieren?“ erfährst du alles über Definition, Prozess und Vorteile.

👉 Zum kompletten Guide »

 

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