Kompost - Nachschlagwerk
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Das große Kompost Nachschlagwerk
Mikroorganismen im Kompost
Kompostierung ist ein biologisch gesteuerter Zersetzungsprozess, der ohne Mikroorganismen nicht funktionieren würde. Zu den wichtigsten „Akteuren“ zählen:
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Bakterien (v. a. thermophile und mesophile Arten): Sie dominieren in der Heißrotte und wandeln leicht abbaubare Substanzen wie Zucker, Stärke und Eiweiße in CO₂, Wärme und Stoffwechselprodukte um.
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Pilze (z. B. Mucor, Penicillium, Aspergillus): Sie übernehmen in späteren Phasen die Zersetzung schwer abbaubarer Materialien wie Zellulose und Lignin, besonders bei niedrigerer Temperatur und höherer Feuchtigkeit.
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Aktinobakterien (früher „Strahlenpilze“): Sie sind anspruchsvollere Mikroorganismen, die bei gut belüfteten Bedingungen aktiv werden und mitverantwortlich für die typische dunkle Farbe und den erdigen Geruch des Komposts sind.
🔍 Besonders spannend: Mikrobenpopulationen wechseln je nach Kompostphase – ähnlich wie bei einer ökologischen Sukzession. Ihr Zusammenspiel entscheidet über Effizienz, Temperatur und Qualität des Endprodukts.
🔗 Fachlicher Einstieg: https://www.mikrobiologie-kompost.de
📚 Hintergrundliteratur: Google Scholar
Pilze im Kompost, Weißfäule vs. Braunfäule
Pilze sind auf den Abbau komplexer Kohlenstoffverbindungen wie Zellulose und Lignin spezialisiert – besonders im Spätstadium der Kompostierung. Dabei unterscheidet man:
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Weißfäulepilze: Zersetzen sowohl Lignin als auch Zellulose. Das Holz wird weißlich, weich und faserig. Diese Pilze sind zentral für die vollständige Mineralisierung holziger Substanz.
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Braunfäulepilze: Zersetzen v. a. Zellulose und Hemizellulose. Lignin bleibt weitgehend erhalten, das Holz wird trocken, brüchig und braun. Der verbleibende Ligninanteil trägt zum Dauerhumus bei.
🌱 Anwendung: Wer viel Strauchschnitt und Laub kompostiert, profitiert besonders von einer aktiven Pilzflora – förderbar durch gute Belüftung, leicht feuchtes Milieu und kohlenstoffreiches Material.
🔗 Vertiefend: BUND-Kompostfibel: Pilzaktivität und Holzabbau (PDF)
📚 Hintergrundliteratur: Google Scholar
Aerob / Anaerob: Aerob bedeutet „mit Sauerstoff“. Kompostierung ist ein aerober Prozess – die meisten Mikroben brauchen Luft. Anaerob heißt „ohne Sauerstoff“ – dabei entstehen Gärung und Fäulnis, etwa wie in Biogasanlagen oder wenn der Kompost zu nass ist. Anaerobe Zersetzung erzeugt Gase wie Methan, Ammoniak, Schwefelwasserstoff – das führt zu Geruch und Klimaschädlichkeit. Deshalb immer für Belüftung sorgen, damit der Kompost aerob bleibt (riecht dann nach Walderde statt faulig).
Humus: Allgemein die Gesamtheit der toten organischen Substanz im Boden. Im Kontext Kompost meint Humus das Endprodukt der Rotte, also stabiler, dunkel gefärbter, zersetzter organischer Stoff. Humus verbessert den Boden, speichert Wasser und Nährstoffe und fördert das Bodenleben. Kompost liefert sogenannten Nährhumus (relativ schnell verfügbare Nährstoffe) und Dauerhumus (langfristige Bodenverbesserung).
Regenwürmer (Kompostwürmer): Die natürlichen „Mitarbeiter“ im Kompost. Regenwürmer fressen halb zersetztes Material und scheiden es als Wurmhumus wieder aus – feinste, nährstoffreiche Erde. In offenen Komposten wandern meist automatisch Würmer ein, besonders wenn der Haufen bodenständig ist und feucht. Kompostwürmer (Eisenia fetida, auch Mistwurm) sind Spezialisten, die sich rasch im Kompost vermehren. Man kann sie für Wurmkisten kaufen oder dem Gartenkompost hinzufügen. Sie sind extrem nützlich und ein Zeichen für guten Kompost.
Rottegrad: Gibt an, wie weit der Kompost fortgeschritten ist. Oft in Stufen I–V (frisch bis reif) eingeteilt. Rottegrad III–IV entspricht halbreif bis reif und ist für die meisten Anwendungen geeignet. Der Rottegrad lässt sich durch Aussehen, Geruch und evtl. Tests (Kressetest zur Keimung) bestimmen.
C/N-Verhältnis: Das Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N) im Material. Wichtig für die Mikrobentätigkeit – ideal ist etwa 25:1 (siehe Kapitel 2). Hoher C/N (>30:1) = stickstoffarmes, kohlenstoffreiches Material (z.B. Holz, Stroh); niedriger C/N (<15:1) = stickstoffreich (z.B. Mist, Rasenschnitt). Im Laufe der Kompostierung ändert sich das C/N-Verhältnis: Kohlenstoff geht als CO₂ verloren, Stickstoff bleibt eher erhalten, wodurch das Verhältnis kleiner wird.
pH-Wert: Maß für die Säure oder Basizität. Der Kompost-pH liegt meist im neutralen bis leicht alkalischen Bereich (pH 7–8) gegen Ende der Rotte. Anfangs kann er durch organische Säuren leicht sauer sein (pH 5–6). Ein ausgeglichener Kompost hat einen pH, der den meisten Pflanzen bekommt. Extrem saures Material (viele Zitrusschalen) kann den Kompost vorübergehend absenken, aber durch die Aktivität der Mikroben neutralisiert es sich mit der Zeit. Man braucht den pH im Hobbykompost selten zu messen. Wenn doch: Ein einfacher Test mit Lackmuspapier genügt.
Thermokompost / Heißrotte: Bezeichnet die Phase bzw. Methode, in der der Kompost durch hohe mikrobielle Aktivität Hitze entwickelt (bis ~70 °C). Ein Thermokomposter ist ein Gerät, das diese Hitzehaltung fördert. Die Heißrotte dauert oft einige Tage bis Wochen und sorgt für Hygienisierung (Abtöten von Keimen/Samen). Danach folgt die Abkühlphase (Mesophase). Eine Kaltrotte hingegen bleibt unter ~40 °C – sie dauert länger und Unkrautsamen können überleben, ist aber für Gartenkompost okay, wenn man entsprechendes Material vermeidet.